Volles Haus in der Alterspension – eine einfühlsame Dramaturgie des Alterns

6 Dez

ADDIO AMOR – Ein ungewöhnlicher Theaterabend in Zürich am 1.12.21

Urs Bihler und Siggi Schwientek Der Rollator wurde extra in Ferrarirot gestrichen. ©Addio Amo
Urs Bihler und Siggi Schwientek Der Rollator wurde extra in Ferrarirot gestrichen. ©Addio Amor

Das Stück ADDIO AMOR überrascht mit seinem Witz, den Dialogen und einem unerwarteten Ende und bietet somit einen spritzigen, unterhaltsamen, mitunter nachdenklichen Theaterabend im Kulturmarkt Zürich.
Wer sagt denn, dass mit Ü 70 nichts mehr geht – auf der Bühne und im Leben? Hier wird an zukunftsfähigen Altersbildern geforscht!

Granden und Diven des deutschsprachigen Theaters

7 Schweizer Schauspieler:innen zwischen 65 und 83, die Granden und Diven des deutschsprachigen Theaters, verbringen gemeinsam ihre „3. Lebenshälfte“ in einer Alterspension.
Die weitaus jüngere Pflegerin Lina ist voll ausgelastet mit deren Betreuung, verteilt Essen und Medikamente und schlichtet ganz nebenbei noch aufkeimende Konflikte. Denn diese haben es in sich. Es geht hoch her, wenn alte Erinnerungen und neue Eifersüchteleien re- und aktiviert, alte Rollen und Zitate deklamiert und Dialoge für ein Stück im Stück geprobt werden.

Die beiden Schauspielerinnen Lisa Bärenbold und Barbara Falter. ©Addio Amor
Barbara Falter und Lisa Bärenbold ©Addio Amor

Mit von der Partie sind Bühnengrößen des deutschsprachigen Theaters wie Maja Stolle, Suzanne Thommen, Barbara Falter, Urs Bihler, Siggi Schwientek, Klaus Henner Russius und Hansrudolf Twerenbold, gekonnt in Szene gesetzt vom Regisseur Klaus Hemmerle.
Dieser ermöglichte den Schauspieler:innen, ihre sehr persönlichen Geschichten auf den Proben weiterzuentwickeln. Die Textvorlage schrieb Katja Früh anhand von autobiografischen Interviews, die vorab geführt wurden.

Die Idee und Umsetzung dieses außergewöhnlichen Theaterabends entstand aus einer Initiative im realen Leben – eine WG für alternde Schauspieler:innen zu gründen, ähnlich der Casa Verdi in Mailand. Ein Haus war schnell gefunden, aber leider scheiterte das Vorhaben an finanziellen und bautechnischen Bedingungen.

Klaus Henner Russius ©Addio Amor
Klaus Henner Russius ©Addio Amor

Kurzerhand wurde diese Initiative auf die Bühne des Zwingli – Hauses verlagert und von 3 Zürcher Familien umgesetzt, unterstützt vom Kulturmarkt Zürich als organisatorischem Partner.

Adrian Marthaler, der Grandseigneur des Schweizer TV-Kulturbetriebs, sorgte als Produzent für die finanziellen Stiftungsmittel und als Dramaturg für den roten Faden, sein Sohn Tino fügte Soundeffekte hinzu.
Die Familie Früh stellte neben der Textstruktur durch Katja Früh auch die Schauspielerin Lisa Bärenbold, ihre Tochter, als junge Pflegerin Lina.

Und last but not least wirkte Angelika Thoma – als Co-Produzentin und zuständig für die Kostüme – vor allem als Koordinatorin des Teams JUNGE SICHT. Hier kommen die Assistenzen der Inszenierung zusammen, darunter ihre 2 Töchter, die nicht nur die mediale Begleitung des Projekts ADDIO AMOR verantworten, sondern vor allem die Sicht der jungen Generation auf das Alter einbringen.

So entsteht während der Proben und den Aufführungen ein „Generationen-Dialog“, der sich – wie im gesellschaftlichen Spannungsfeld – hier auf und hinter der Bühne abspielt. Video-Clips für die social – media community werden gedreht, Tipps für den Umgang mit digitalen Medien werden verteilt und dort mit angefasst, wo die Kraft und Spannung des Alters nachläßt.

Kurzum – hier geschieht ein „Reverse Mentoring“, wo die Alten auch mal von den Jungen lernen und Unterstützung annehmen können.

Das Stück ADDIO AMOR ist mehr als nur Theater


Hier realisiert ein Team aus Jung & Alt ein gesellschaftliches Projekt, das weit über den theatralen Abend hinaus reicht und in der Lage ist, politische Anstöße zu geben.
Zudem stellten die Proben alle Verantwortlichen vor ungewöhnliche Herausforderungen: Reisezeiten, Arzttermine und die spezielle Coronasituation. Fast ein Wunder, dass unter diesen Bedingungen die Aufführung in nur 5 Wochen zur Premiere gekommen ist!

Oder liegt es daran, dass die Alten eben die Abkürzungen kennen, um zu schnellen Ergebnissen zu kommen?

Hans J Hinken

https://www.addioamor.ch/spielplan

Das haben andere Medien darüber berichtet: Der Blick: https://www.blick.ch/people-tv/urauffuehrung-von-addio-amor-ein-buena-vista-social-club-fuers-theater-id17020296.html

https://www.myswitzerland.com/de-de/erlebnisse/veranstaltungen/addio-amor-1/

NZZ am Sonntag: https://nzzas.nzz.ch/kultur/pensionierte-schauspieler-versammeln-sich-fuer-das-stueck-addio-amor-ld.1657311?reduced=truehttps://nzzas.nzz.ch/kultur/pensionierte-schauspieler-versammeln-sich-fuer-das-stueck-addio-amor-ld.1657311?reduced=true

Die ZEIT: https://www.zeit.de/2021/38/addio-amor-schauspieler-kuenstler-altern-zuerich/seite-2?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.startpage.com%2F

Tagblatt: https://www.tagblatt.ch/kultur/altersstarrsinn-sie-sind-zwar-alt-aber-hey-sie-atmen-noch-dieser-alters-wg-geht-die-luft-so-schnell-nicht-aus-ld.2220134