„Es gibt nur eine Art von Erschrecken, die schlimmer ist als das völlig unerwartete: Das erwartete, auf das man sich nicht vorbereitet hat“
Das Internet gehört zu unserem Alltag wie Essen und Trinken. Und ähnlich wie beim Essen und Trinken verhalten sich viele User, wenn sie im Netz unterwegs sind.
Sie achten nicht auf Qualität, sondern auf Quantität. Im Netz bedeutet das, dass zu wenig auf Datenschutz und Datensicherheit geachtet wird.
Esther Paniagua zeigt in Ihrem Buch die vielen Risiken durch Hackerangriffe und Desinformationen der letzten Jahre auf. Nach den ersten 75 Seiten glaubt hoffentlich niemand mehr, dass es ihn oder sie nicht jeden Moment treffen könnte. Ob es sich dann um eine Erpressermail oder einem saftigen Hackerangriff handeln wird, hängt von Faktoren ab, die wir selbst nicht einschätzen können.
Einst ist das Internet mit einem großen Versprechen von Freiheit und einer besseren Welt gestartet. Schon bald waren die Pioniere desillusioniert. Bis heute hält sich allerdings bei zu vielen Nutzer:innen der Glaube, dass das Internet ein Segen für die Menschheit sei.
Manche Menschen glauben noch immer die Verheißungen und Versprechen der großen Internetgiganten. Lassen sich wie die berühmten Lämmer zur Schlachtbank führen. Facebook, Google, Amazon & Co. benutzen uns, um ihre Macht und ihren Reichtum ins Unermessliche zu steigern. Sich dagegen zu wehren ist zwecklos, glauben viele. Aber ist das wirklich so? Natürlich können wir uns schützen, aber wir müssen das auch wollen.
Die Abhängigkeit vom Internet ist inzwischen so gewaltig, dass ein Totalausfall ein Super-GAU wäre. In Einzelbereichen durften wir dies schon erleben. Der gehackte Bundestag war ein Angriff auf unsere Demokratie. Gehackte Krankenhäuser sind Angriffe auf Leib und Leben. 2020 soll es einen ersten bekannten Todesfall bei einem Hackerangriff auf ein Krankenhaus in Düsseldorf gegeben haben.
Seit Edward Snowdens Enthüllungen wissen wir, dass obendrein Geheimdienste das Netz ausspähen, wann und wo immer sie können. Sie beobachten, kontrollieren und möglicherweise auch manipulieren uns, ohne dass wir dies auch nur im Geringsten bemerken.
Aus der Psychologie ist bekannt, dass zu viele Warnungen nicht zu Verhaltensänderungen führen, sondern das Gegenteil geschieht, sie werden ignoriert. Das Schlimme daran ist, dass dies auch in Bereichen passiert, die umfängliche Schutzmaßnahmen erfordern.
Digitale Infrastruktur ist – in Sachen Sicherheit – immer die Infrastruktur auf dem eigenen Computer.
Keine staatliche Stelle kann einem das regelmäßige Update von Betriebssystemen abnehmen. Das bürdet den Bürger:innen eine hohe Eigenverantwortung auf.
Verantwortung setzt aber die Freiheit zum Handeln voraus. Wir müssen also im Stande sein, jederzeit tief im Betriebssystem beliebige Änderungen vornehmen und diese auch kontrollieren zu können.
So die Botschaft von Prof. Dr. Peter A. Henning 2018 am Tag der Digitalen Souveränität im ZKM in Karlsruhe.
Von dieser hier beschriebenen Handlungsfähigkeit sind wir meilenweit entfernt. Und dennoch dürfen wir nicht in Gleichgültigkeit verfallen. Sehen wir es als sportliche Herausforderung an, uns den Sicherheitsanforderungen zu stellen. Nur so werden wir in der Lage sein, noch lange die Vorteile der Digitalisierung für uns zu nutzen.
Mein Dank gilt Esther Paniagua für ihre umfangreichen Recherchen zu diesem lesenswerten Buch.
Ria Hinken
Stand: 06. Juli 2020
„Der Ausfall des Internets und seine Folgen“
Erschienen bei Hoffmann und Campe
Hardcover, Preis: € 26,00
ISBN: 978-3-455-01437-2
Sprache: Deutsch
Erscheinungsdatum: 02. April 2022
400 Seiten
Wird der Ausfall des Internets die Welt ins Chaos stürzen? Unsere Wirtschaft, unsere Energie, unser Verkehr, alles läuft inzwischen über das Netz. Doch was passiert, wenn es nicht mehr funktioniert?
Ein Beitrag des NDR mit einem Interview der Autorin. https://www.ardmediathek.de/video/kulturjournal/error-404-buch-ueber-die-folgen-eines-ausfall-des-internets/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9iNDQyMWU4ZC1kMWZlLTRiM2EtOGYwMC0zZGJlZDQ4ZmNiODY
SZ Artikel: „In Düsseldorf behinderte ein Cyberangriff Notärzte, womöglich mit tödlichen Folgen.“ https://www.sueddeutsche.de/wissen/hacker-corona-forschung-cyberangriff-duesseldorf-nwo-1.5310837