Was Städte tun können, um Einsamkeit ihrer alternden
Bevölkerung vorzubeugen
Psychologen sprechen von einer neuen Volkskrankheit, Großbritannien gründet ein
Ministerium zu ihrer Bekämpfung: Einsamkeit ist ein Phänomen unserer Zeit. Auch in Deutschland betrifft sie Menschen allen Alters, ab dem 75. Lebensjahr nimmt die Einsamkeit statistisch gesehen zu. Da es in Deutschland künftig immer mehr Ältere
geben wird, dürfte Einsamkeit an gesellschaftlicher Bedeutung gewinnen. Zu diesem Schluss kommt das Diskussionspapier »(Gem)einsame Stadt? Kommunen gegen soziale Isolation im Alter« des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und der
Körber-Stiftung.
Neben der demografischen Entwicklung können auch gesellschaftliche Trends zu einer Zunahme von Einsamkeit und sozialer Isolation führen: Die Altersarmut wird insgesamt steigen, immer mehr Menschen werden ohne Partner und Kinder alt und der Infrastruktur-Abbau im ländlichen Raum dürfte zunehmen und damit Begegnungsmöglichkeiten reduzieren.
Kommunen als Schlüsselakteure
Die Autoren des Diskussionspapiers verweisen aber auch auf Entwicklungen, die diese Trends entgegenwirken und sich positiv auf die soziale Einbindung der älteren Generationen auswirken: »Die zukünftigen Senioren werden durchschnittlich so mobil,
gesund, gebildet, engagiert und digital aktiv alt wie keine Vorgängergeneration vor ihnen«, erklärt Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts.
Begegnungsorte, geeignete Wohnformen und Teilhabemöglichkeiten schützen Ältere darüber hinaus vor Einsamkeit und sozialer Isolation. Karin Haist, Leiterin der Projekte
demografische Zukunftschancen der Körber-Stiftung, betont: »Da Kommunen solche Angebote für Begegnung und Teilhabe vor Ort bieten können, sind sie die Schlüssel-akteure bei der Bekämpfung von Einsamkeit ihrer älteren Bewohner und Bewohnerinnen.«
Kommunen können somit die Lebensqualität des Einzelnen
erhöhen und zugleich Kosten für die Gemeinschaft senken, denn
Einsamkeit beschleunigt nachweislich Erkrankungen und frühere
Pflegebedürftigkeit.
Handlungsempfehlungen gegen Einsamkeit
Die Körber-Stiftung und das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung haben Handlungsempfehlungen entwickelt. Diese sollen Kommunen darin unterstützen, der Einsamkeit ihrer alternden Bevölkerung vor Ort entgegenzuwirken.
Strategie entwickeln: Einsamkeit enttabuisieren und Verwaltung und lokale Organisationen sensibilisieren.
- Strategie entwickeln: Einsamkeit enttabuisieren und Verwaltung und lokale Organisationen sensibilisieren.
- Wohnen »mit Anschluss« fördern: Wohnformen erarbeiten, die einen Verbleib im gewohnten Umfeld ermöglichen.
- Soziale Partizipation ermöglichen: Gute Rahmenbedingungen für Engagement schaffen und Selbstorganisation fördern. Auf bereits Isolierte mit individuellen Angeboten zugehen.
- Öffentliche Orte gestalten und schaffen: Öffentliche Orte für Begegnung gestalten und Mobilitätsangebote schaffen.
- Aktiv informieren, sensibel kommunizieren: Infomaterial bereitstellen und Angebote nicht explizit als Einsamkeitsprävention vermitteln.
Über die Körber-Stiftung
Die Körber-Stiftung stellt sich mit ihren operativen Projekten, in ihren
Netzwerken und mit Kooperationspartnern aktuellen Herausforderungen
in den Handlungsfeldern Innovation, Internationale Verständigung und
Lebendige Bürgergesellschaft. 1959 von dem Unternehmer Kurt A. Körber
ins Leben gerufen, ist die Stiftung heute von ihren Standorten Hamburg
und Berlin aus national und international aktiv.
Über das Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger
Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer
Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige
Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den
demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern,
neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung
demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.