Was geschah mit dem letzten Kindertransport aus Hitlers Reich?

19 Jan

ZDF-Magazin „Frontal 21“ berichtet über „Tomys letzte Reise“

ZDFinfo sendet szenische Dokumentation zur gescheiterten Kinderflucht

Über 10.000 jüdische Kinder konnten ohne ihre Eltern aus Nazi-Deutschland und den besetzten Gebieten ausreisen und entkamen so dem Holocaust Copyright: ZDF/Wolfgang Lindig
Über 10.000 jüdische Kinder konnten ohne ihre Eltern aus Nazi-Deutschland und den besetzten Gebieten ausreisen und entkamen so dem Holocaust
Copyright: ZDF/Wolfgang Lindig

Von den neun Kindertransporten, mit denen allein der Brite Nicholas Winton zwischen November 1938 und September 1939 fast 700 zumeist jüdische Kinder aus dem Machtbereich der Nazis hinaus in sein Heimatland brachte, kamen nur acht an: Über das Schicksal des letzten Transports berichtet am Dienstag, 20. Januar 2015, 21.00 Uhr, zunächst das ZDF-Magazin „Frontal 21“. Die 45-minütige Dokumentation über „Tomys letzte Reise – Kinderflucht aus Hitlers Reich“ ist am Sonntag, 25. Januar 2015, 21.00 Uhr, in ZDFinfo erstmals zu sehen.

„Frontal 21“-ZDF-Investigativ-Magazin hatten schon im Oktober 2013 in dem ZDF-Investigativ-Magazin über die „Rettung vor dem Holocaust“ durch die Kindertransporte nach England berichtet. Bei der damaligen Recherche wurde den Autoren klar: Es gab noch einen weiteren von Nicholas Winton organisierten Zug, der mit 251 Kindern besetzt war, über dessen Verbleib der heute 105-Jährige aber nichts sagen konnte. Weitere intensive Nachforschungen ermöglichen nun, das tragische, noch nicht bekannte Schlusskapitel der Kindertransporte zu beleuchten.

Am 1. September 1939 sollten der elfjährige Tomy Prager und 250 weitere jüdische Kinder aus dem von den Deutschen besetzten Prag abreisen. Evelina Prager, Tomys achtjährige Schwester, war mit Nicholas Wintons Hilfe im Sommer 1939 nach England emigriert und wartete auf ihren älteren Bruder. Doch an dem Tag, als Tomys Zug losfahren sollte, griff Deutschland Polen an und schloss alle Grenzen seines Machtbereiches. Tomy und 250 Kinder saßen in der Falle.

Der Film folgt ihren Spuren und dokumentiert das Schicksal der Familie Prager stellvertretend auch für all die anderen Kinder des letzten Zuges. Evelina Prager fand nach 75 Jahren den Mut, über das Schicksal ihrer Familie zu sprechen und aus den Briefen vorzulesen, die ihre Familie ihr nach England schickte – bis zur Deportation in die Vernichtungslager der Nazis.

Mit Blick auf den 70. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung berichtet ZDFinfo am Sonntag, 25. Januar 2015, 19.30 Uhr, in Erstausstrahlung über ein weiteres Kinderschicksal im Holocaust: „Die letzten Zeuginnen – Vom Überleben in Auschwitz“ heißt der Film über die Schwestern Renate Lasker-Harpprecht und Anita Lasker-Wallfisch. „ML mona lisa“-Redaktionsleiterin Sibylle Bassler zeichnet den Weg der beiden, die als junge Mädchen zunächst in die Hölle von Auschwitz und danach ins Lager Bergen-Belsen deportiert worden waren, nach. Anita war damals 17, ihre Schwester Renate 19 Jahre alt. Anita entging knapp der Gaskammer, weil sie als Cellistin im „Mädchen-Orchester“ dringend gebraucht wurde

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