Ausbilder im digitalen Wandel

18 Dez

Immer mehr Unternehmen widmen sich intensiv der Digitalisierung der Ausbildung. Um Auszubildende fit für die digital geprägte Arbeitswelt zu machen, bedarf es entsprechend qualifizierter Ausbilder.

Rund jedes zweite ausbildende Unternehmen sieht hier Bedarf, Ausbilder bei digitalen Fachkompetenzen und Lernmethoden weiterzubilden. Hier setzt ein neues Netzwerk-Projekt, gefördert durch das Bundesbildungsministerium, an.

Da könnten wir auch helfen! Ria Hinken war eine der ersten Ausbilderinnen, die auch Datenverarbeitungskaufleute (mit Sondergenehmigung der IHK) ausbilden durfte. Das ist jetzt ziemlich lange her. Aktuelle digitale Fachkompetenzen und Lehrmethoden-Know-how sind selbstverständlich vorhanden, um auch Ausbilder auszubilden.

In der dualen Ausbildung werden immer mehr Kompetenzen, die im digitalen Wandel wichtiger werden, vermittelt. So vermitteln 72 Prozent der Unternehmen Auszubildenden den Umgang mit berufsspezifischer Software, 62 Prozent wie über digitale Kanäle angemessen kommuniziert wird und 59 Prozent Kenntnisse zum Thema Datensicherheit. Weniger intensiv wird in der Ausbildung bisher vermittelt, wie digitale Anlagen oder Maschinen zu bedienen sind (36 Prozent), wie Probleme im Umgang mit digitalen Tools gelöst (28 Prozent) oder einfache digitale Anwendungen erstellt werden (23 Prozent).

Neue Ausbildungsinhalte

Die betrieblichen Ausbilder spielen bei der Vermittlung solcher digitalen Inhalte eine ganz zentrale Rolle. Dafür müssen sie selbst über die notwendigen fachlichen Kompetenzen verfügen – und zudem wissen, auf welche Weise sie diese den Auszubildenden vermitteln können.

Eine aktuelle Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, zeigt, dass in der Mehrheit der Unternehmen die Ausbilder sich beständig weiterbilden und sich regelmäßig mit neuesten digitalen Technologien im Unternehmen vertraut machen (jeweils 60 Prozent). Doch trotz dieser Lernbereitschaft und der großen Offenheit der Ausbilder, sehen die Unternehmen Handlungsbedarf, um die vielfältigen Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, zu meistern. So geben knapp 44 Prozent der ausbildenden Unternehmen an, dass ihre Ausbilder Weiterbildungsbedarf im Bereich digitaler Fachkompetenzen haben. Hier spielt sicherlich auch eine Rolle, dass sich die digital getriebenen Veränderungen in höherem Tempo und in größerer Breite vollziehen als frühere technologische Neuerungen. Zudem führt die Digitalisierung zu einer engeren Verzahnung von Unternehmensbereichen, die früher unabhängiger voneinander agiert haben. Hieraus resultiert steigender Weiterbildungsbedarf im Bereich der fachlichen, aber auch der personalen Kompetenzen.

Neue Didaktik und Methodik

Die neuen digitalen Technologien verändern jedoch nicht nur die Ausbildungsinhalte, sondern bieten dem Berufsbildungspersonal auch ein breites Spektrum an Wegen, wie sie diese Inhalte vermitteln können. Zu solchen digitalen Lernangeboten zählen computer- und webbasierte Selbstlernprogramme, interaktives webbasiertes Lernen in Webinaren oder virtuellen Klassenzimmern, Lernplattformen und vieles mehr. Die neuen digitalen Medien ermöglichen ein individuelleres Lernen in eigenem Tempo oder können komplexe Zusammenhänge durch multimediale Darstellungen in Form von Filmen, 3-D-Ansichten oder Virtual-Reality-Technologien leichter nachvollziehbar machen. Ihre sinnvolle Einbindung in den Ausbildungsalltag setzt voraus, dass der Ausbilder weiß, welches Medium am besten für welchen Zweck einzusetzen ist. Auch in diesem Bereich sehen die Unternehmen noch Qualifizierungsbedarf: Knapp jedes zweite Unternehmen gibt an, dass Ausbilder Weiterbildungsbedarf haben, um digitale Lernmethoden in der Ausbildung sinnvoll einsetzen zu können.

Weiterbildungsbedarf unterscheidet sich zwischen Berufen

In Unternehmen, die mehrheitlich gewerblich-technische Berufe ausbilden, ist der Weiterbildungsbedarf höher als in Unternehmen, die mehrheitlich kaufmännische Berufe ausbilden. Dieser Befund gilt sowohl für den Weiterbildungsbedarf bei digitalen Fachkompetenzen als auch beim Einsatz digitaler Lernmethoden.

Passende Weiterbildungsangebote werden benötigt

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass eine erhebliche Anzahl an Unternehmen Qualifizierungsbedarf bei ihren Ausbildern sieht. Doch ein großer Teil der Unternehmen findet derzeit keine passenden Weiterbildungsangebote: Ein Drittel der Unternehmen berichtet, dass passende inhaltliche und methodische Angebote fehlen, und zwar unabhängig davon, ob die Unternehmen sich mit der Digitalisierung der Ausbildung bereits befasst haben oder nicht. Ein weiters Drittel traut sich kein Urteil zu, ein Befund, der zumindest auf eine Unsicherheit oder Unkenntnis über den Weiterbildungsmarkt für das Ausbildungspersonal schließen lässt. Ihnen gegenüber steht lediglich ein gutes Drittel der Unternehmen, das keine Schwierigkeiten sieht.

Netzwerk Q 4.0 schafft Weiterbildungsangebote

Um diese Lücke zu schließen und Ausbilder zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Projekt „Netzwerk Q 4.0 – Netzwerk zur Qualifizierung des Berufsbildungspersonals im digitalen Wandel“ im Rahmen der Qualifizierungsinitiative Digitaler Wandel ins Leben gerufen. Das bundesweite Netzwerk Q 4.0 wird vom IW koordiniert und von den Bildungswerken der Wirtschaft in den Regionen umgesetzt. Mit dem Projekt werden der Qualifizierungsbedarf des betrieblichen Bildungspersonals analysiert und sowohl branchen- als auch regionalspezifische Weiterbildungsangebote zur Entwicklung von Fach- und Sozialkompetenzen für Ausbilder erstellt.