Zu jung für alt

Dieter Bednarz war über 30 Jahre politischer Redakteur und Korrespondent des Spiegel, als ihm sein Arbeitgeber mitteilte, er solle in den Vorruhestand gehen soll. Anfangs wollte er partout nicht glauben, dass ausgerechnet er jetzt schon zu alt sei, um weiterhin am produktiven Arbeitsgeschehen des Spiegel teilzuhaben.
Nach und nach stellten sich mehr oder weniger quälende Fragen ein. Wie wird es sein, wenn das Gehalt plötzlich in Form einer viel geringeren Rente daherkommt?
Ist es wirklich so, dass mich die Arbeitswelt nicht mehr braucht?
Seine jüngere Frau, die noch voll im Arbeitsleben steht, machte zu allem Übel auch noch Witze über sein „Seniorendasein“.
Nachdem Bednarz den ersten Schock überwunden hatte, machte er sich auf die Suche nach Informationen rund um das Erwerbsleben älterer Menschen.
Er sprach mit renommierten Wissenschaftlern, Therapeuten, Kumpel im Ruhrgebiet und Vertreter*innen aus der Wirtschaft, die sich der Vermittlung älterer Arbeitskräfte widmeten. Die Gespräche waren mehr als ernüchternd. Ob es sich dabei um Menschen wie André Schleiter von der Bertelsmann-Stiftung handelte, der ein eigens Konzept entwickelt hat oder um Karl Wulftange, der Senior-Experten vermittelt, wie auch die Personalberaterin Marion Kopmann sie alle mussten mehr oder weniger zugeben, dass sowohl die Vermittlung älterer Arbeitskräfte als auch eine reine Beratertätigkeit eher selten von Erfolg gekrönt sind. Erfolgreich sind in erster Linie Prominente und ehemalige Wirtschaftsbosse.
Auch wir von der Alterskompetenz sind längst zu dieser Erkenntnis gelangt. Alle reden zwar davon, dass man mit 66 noch lange nicht zum „alten Eisen“ gehört, aber wenn es darum geht, für sehr gute Arbeit auch angemessen bezahlt zu werden, wird schnell abgewunken. Zu verhaftet sind die längst überkommenen Altersbilder, die noch immer signalisieren, Alte seien weniger leistungsfähig.
Dieter Bendarz hat ein wunderbares Buch geschrieben. An vielen Stellen musste ich beim Lesen herzhaft lachen. Es gab aber auch einige Stellen, die mich eher traurig stimmten.
Heute ist Dieter Bednarz freier Autor und viel unterwegs zu Lesungen. Er kommt auch nach Freiburg:
Datum: Sonntag, 24.03.2019 | 11.00 Uhr – Karten vor Ort
Veranstaltungsort: Augustinum Freiburg
Weierweg 10
79111 Freiburg
Alle Termine finden Sie hier http://www.dieterbednarz.de/
Seit einigen Jahren werde ich zum Berliner Demografie Forum eingeladen. Dort treffen sich Wissenschaftler, Politiker und Führungskräfte, um über den demografischen Wandel zu berichten und zu diskutieren. In diesem Jahr ging es auch um Lebensläufe. Es wurden viele interessante Aspekte diskutiert. Wie so oft mangelt es an der Umsetzung. Thaddäus Kunzmann, Demografiebeauftragter Baden-Württembergs, mahnte in seinem Plädoyer eindringlich, dass der demografische Wandel mit dem bald beginnenden Renteneintritt der Babyboomer eine große gesellschaftliche Herausforderung bringen wird, für die es bislang kaum Lösungsansätze gibt. Das gilt sowohl für die gesetzliche Rente als auch für neue Wohnkonzepte, Mobilität, Pflege und Betreuung.
Wir sind viele, deshalb müssen wir die Politiker*innen eindringlich zum Handeln auffordern. Abwarten ist keine Lösung. Ob Sie es wollen oder nicht, wenn Sie das 60. Lebensjahr erreicht haben, dann sind auch Sie eine/r von uns.
Dieter Bednarz: „Zu jung für alt“ ISBN: 978-3-89684-265-7 Seiten: 272 Bindung: Gebunden mit Schutzumschlag Format: 12 x 20,5 cm Erscheinungsdatum: 24.09.2018, gebunden 19 €, E-Book 14,99